Sarah Happel bei der WBHC 2025

Erfahrungsbericht

Mein Name ist Sarah Happel und vom 25. April bis zum 05. Mai 2025 durfte ich an der Weltmeisterschaft im Bogenschießen in Südafrika teilnehmen.

Die Zeit Ende April in Südafrika war eine ganz besondere Erfahrung für mich. Ich habe viel dazu gelernt, Ängste überwunden und meinen Geist und Körper ans Limit getrieben. Am Ende hat es sich gelohnt, aber der Weg war erfüllt von Freude, Angst, Zweifeln, Vertrauen und noch vielem mehr. Davon möchte ich in diesem Bericht erzählen.

Die erste Aufregung begann schon am Flughafen, wo man sich natürlich nie sicher sein kann, dass das Gepäck auch wirklich da ankommt wo es soll. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, als die Bundespolizei gerufen wurde um zu kontrollieren, warum ich mit einer Sportwaffe nach Südafrika fliegen möchte. Zum Glück hat alles funktioniert. Nach der ersten Safaritour, nach der ich stolz behaupten kann eine Giraffe geküsst zu haben, und der ersten Nacht in dem Elgro Hotel haben wir direkt Freunde gefunden. Neben meinem Papa (Niels Happel ) haben mich also noch drei neue Freunde diese Woche begleitet. Das ist eine Sache die ich auf Meisterschaften liebe. Immer wieder lernt man auf Turnieren neue Menschen kennen, man teilt ein wunderbares Hobby und es entstehen Freundschaften, die einem die Unbeschwertheit vermitteln, die zum Schießen gebraucht wird.

Die Gemeinschaft, die sich auch zwischen den unterschiedlichen teilnehmenden Nationalitäten bildet, steht hoch über der Platzierung die am Ende erzielt wird.

Damit kommen wir auch schon zum Marsch der Nationen, bei dem man den ersten Eindruck bekommt, wer überhaupt alles da ist, die ersten Blicke und Worte werden ausgetauscht. Der Marsch der Nationen fühlte sich einerseits euphorisch, andererseits auch sehr emotional an. Für mich begann das Gefühl: Der Wettkampf beginnt. Jetzt ging es in den Kampfmodus für mich. Ich persönlich muss für das Schießen in meinem Tunnel sein und mich darauf konzentrieren. Letztendlich ist der Spaß am Schießen entscheidend, aber natürlich wird ein gewisser Kampfgeist und Ehrgeiz gebraucht.

Der erste Tag steht an, die Infos über den Parcours sind draußen, Bogen und Pfeile im Auto und man realisiert: Es wird ernst. Ich glaube der erste Tag ist der beste Tag von allen. Dabei geht es nicht um die Leistung, die ich erbracht habe, sondern um den Adrenalinkick den man zu diesem Zeitpunkt bekommt. Zum ersten Mal den Menschen begegnen, mit denen man die nächsten Tage stundenlang zusammen durch die Pampa stapfen wird und die gleichzeitig auch die Menschen sind, mit denen man auf dem Podest stehen wird oder auch nicht.
Ich hatte leider nicht viel Glück mit meiner Gruppe, da sich die Teilnehmerinnen bereits untereinander kannten und mich als Außenstehende versucht haben mental unter Druck zu setzen. Diese unsportlichen Aktionen haben zum Glück bloß dazu geführt, dass ich mich auf mich, mein Schießen, mein Ziel und mein Erlebnis fokussiert habe.

Im Nachhinein denke ich, dass mich diese Erfahrung mental etwas größer und resistenter gegenüber Schikanierungen gemacht hat und dafür bin ich den Mädchen aus meiner Gruppe in gewisser Weise sogar dankbar.

Die nächsten Tage waren erfüllt von Höhen und Tiefen. Den einen Tag habe ich super geschossen und den anderen Tag eben nicht. Das gehört zum Bogenschießen wie der Bogen und Pfeil. Die Doppelhunter-Runde am zweiten Tag verlief mit einigen verschossenen Pfeilen schlecht für mich und hat mich leider viele Punkte gekostet, was mich am Ende auch die Chance auf den ersten Platz gekostet hat. An diesem Tag bin ich morgens mit 18 Pfeilen in den Parcours reingegangen und kam nachmittags mit zwei Pfeilen wieder raus. Die restlichen 16 landeten entweder in einem Fluss hinter dem Ziel, zerschellten an Felsen neben dem Ziel oder verschwanden schlicht im kniehohen Gras, was mich mental recht angeschlagen hat.

Dafür hat mich der nächste Tag mit Stolz erfüllt, an dem ich trotz der Rückschläge den Bogen wieder in die Hand genommen habe, mit einem Lächeln in den Parcours gegangen bin und jedes Ziel mit einem vernichtenden Blick bedacht habe bevor ich es schließlich getroffen habe.

Trotz Schlamm bis zu den Knien, Blasen an den Füßen, Sonnenbrand und südafrikanischer Witterung haben die drei neuen Freunde und ich weitergemacht. Wir haben die Anstrengungen und Entbehrungen mit Humor genommen und haben auf den Fahrten zum Parcours oder in der Bar am Abend nach dem Schießen über die schlammigen Stiefel und Socken gelacht und so vermieden das jemand von uns vorzeitig die WM abbricht. Für einige Teilnehmer waren die Umstände der WM tatsächlich zu groß und sogar eine Teilnehmerin aus meiner Schießgruppe hatte am zweiten Tag aufgegeben und die WM abgebrochen.

Südafrika ist das schönste Land was ich in meinem Leben gesehen habe und ich bin sehr glücklich, dass ich das erleben durfte. Ich bin so unendlich dankbar für die Unterstützung von meinen Freunden, meiner Familie und natürlich auch von den Veranstaltern und Helfern die das Alles überhaupt ermöglicht haben. Besonders ohne meine Mama hätte ich das niemals geschafft. Danke Papa, dass du mit geflogen bist und da warst. Ein riesiges Danke auch an Marcus, meinen Trainer und großen Unterstützer. Ohne dich wäre ich niemals auf den zweiten Platz gekommen. Als letztes möchte ich noch Achim danken. Danke, dass ich dein Sternchen sein dürfte und du immer daran geglaubt hast, dass ich es bis zur WM schaffen würde. Ich könnte noch so vielen anderen meinen Dank sagen, aber dann würde dieser Bericht ein paar Seiten länger werden. Ich freue mich, dass ich mit euch meine Erfahrung teilen durfte.

Sarah Happel